In den letzten zehn Jahren konnten Hochschulen in NRW und Brandenburg mit mehr Geld wirtschaften. Jedoch ist der Anteil an zweckgebundenen Mitteln dabei stetig gewachsen. Für die Hochschulen bedeutet diese Verschiebung mehr Bürokratie. Die zuvor durch Globalbudgets gewonnenen Handlungsspielräume werden wieder eingeengt. Das zeigen konkrete Beispiele von Universitäten und Fachhochschulen aus NRW und Brandenburg. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für das Management von Hochschulen?
Mit der Einführung von Globalhaushalten haben die Hochschulen vor fast 20 Jahren mehr Autonomie erhalten. Anstelle titelscharfer Zuwendungen wurde mit den pauschalen Zuweisungen die eigenverantwortliche Entscheidung über die Ausgaben den Hochschulen überlassen, Jährlichkeit und Titelbindung entfielen. Mit einem neuen Finanzmanagement konnten Hochschulen leistungsbezogene Mittelverteilung einführen und Rücklagen bilden.
In den letzten zehn Jahren zeigen sich jedoch tiefgreifende Veränderungen in der Zusammensetzung der Hochschulhaushalte: Grundmittel, die die Basis des Globalhaushalts bilden, werden anteilig weniger und zweckgebundene Zweit- und Drittmittel mehr. Am Beispiel von je zwei Universitäten und zwei Fachhochschulen in NRW und Brandenburg untersucht die Studie „Diversifizierung der Finanzquellen“, in welchem Ausmaß die Hochschulfinanzierung mittlerweile diversifiziert ist und welche Muster sich erkennen lassen. Sie zeigt die Effekte dieser Diversifizierung konkret für einzelne Hochschulen auf und leitet Empfehlungen für den Umgang damit ab.
Mit bundesweiten Gesamtzahlen wurde schon mehrfach beschrieben, dass der Anteil der Grund- oder Erstmittel der Hochschulen insgesamt sinkt, die Zweit- und Drittmittel hingegen höhere Anteile einnehmen. Es ist aber bisher unklar, wie es auf Ebene der einzelnen Hochschule aussieht. Bereits unter den acht Beispielshochschulen findet sich eine eindrucksvolle Bandbreite unterschiedlich zusammengesetzter Finanzierungsquellen – alles weist auf eine große Heterogenität im Einzelfall hin.
„Eine Hochschule spezialisiert sich zum Beispiel auf EU-Gelder, eine andere nutzt v.a. die Mittel aus dem Hochschulpakt durch eine Expansionsstrategie mit stark gestiegenen Studierendenzahlen. Ein allgemeiner Trend löst sich demnach in erhebliche Heterogenität zwischen den Hochschulen auf. Eigentlich brauchen wir diese Finanzdaten nicht nur für acht, sondern für alle deutschen Hochschulen“, sagt Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE.
Als Problem sieht er, dass Hochschulen für jeden der vielen Mittelgeber andere Anforderungen in Antragstellung, Abrechnungs- und Berichtsmodalitäten erfüllen müssen. „Das Compliance-Risiko steigt, das könnte unter Umständen zu finanziellen Einbußen führen“, so Ziegele. Auch würden für die Hochschulen Grenzen der Drittmitteleinwerbung deutlich: „Ko-Finanzierungen, unzureichende Overheads und kurzfristige Finanzierung für dauerhafte Aufgaben führen dazu, dass Hochschulen über den Punkt nachdenken müssen, ab dem sie keine weiteren Drittmittelprojekte akzeptieren sollten“.
Die Studie „Diversifizierung von Finanzquellen“ wurde durchgeführt von CHE Consult und vergleicht exemplarisch die Finanzierungsstrukturen der Universität Frankfurt/Oder, der Universität Potsdam, der Technischen Hochschule Wildau, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, der Universität zu Köln, der Universität Duisburg-Essen, der Hochschule Düsseldorf und der Hochschule Bochum. Neben einer Datenerhebung bei den betrachteten Hochschulen wurden Experteninterviews durchgeführt.