Zum Ende des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ analysiert die wissenschaftliche Begleitung in einem neu erschienen Buch wesentliche Entwicklungen des Weiterbildungsbereichs deutscher Hochschulen. Im Mittelpunkt stehen die Aktivitäten und Ergebnisse, welche die im Wettbewerb beteiligten 101 Universitäten sowie Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften hier über den gesamten Förderzeitraum 2011 bis 2020 entfaltet haben In dem im Waxmann Verlag publizierten Sammelband mit dem Titel „Wandel an Hochschulen?“ ist das CHE mit insgesamt mit vier Beiträgen vertreten.
Insgesamt wurden mit dem staatlichen Programm 77 innovative, nachfrageorientierte und nachhaltige Hochschulkonzepte zur Entwicklung und Erprobung hochschulischer Weiterbildungsangebote gefördert, die sich u.a. an berufstätige Personen oder Studierende mit Familie richteten. In ihrem Beitrag „Zentrale Entwicklungstrends aus neun Jahren Bund-Länder-Wettbewerb ‚Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen‘“ zeigen die CHE-Mitarbeiterinnen Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele mit Hilfe empirischer Daten auf, welche Erfolgsfaktoren sich für eine Stärkung des wissenschaftlichen Weiterbildungsbereichs herauskristallisiert haben und was sich in dieser Hinsicht in den beteiligten Hochschulen konkret verändert hat. Dabei wird deutlich, dass es trotz des beträchtlichen Bedeutungszuwachses, den das Thema „wissenschaftliche Weiterbildung“ im Lauf der Wettbewerbsteilnahme innerhalb der Einrichtungen erfahren hat, noch Etliches zu verbessern gibt. So unter anderem die Einbindung des Handlungsfeldes in die Hochschulstrategie und -steuerung.
Dass dies kein Spezifikum der am Bund-Länder-Wettbewerb beteiligten Hochschulen, sondern ein allgemeines Problem ist, belegt der Artikel zur „Steuerung der hochschulischen Kernaufgabe Weiterbildung“, den Sigrun Nickel gemeinsam mit Ada Pellert und Eva Cendon von der Fernuniversität Hagen, Annika Maschwitz von der Hochschule Bremen und Uwe Wilkesmann von der TU Dortmund verfasst hat.
Seit Ende der 1990er Jahre gehört das Angebot von Weiterbildungsstudiengängen und -kursen neben Forschung sowie Lehre und Studium zu den drei gesetzlich verankerten Kernaufgaben von Hochschulen. Dennoch nimmt diese dort weiterhin eine Sonderrolle ein. In ihrem Beitrag plädieren die Autor*innen deshalb dafür, die Rahmenbedingungen für die hochschulische Weiterbildung zu verbessern und den besonderen Bedingungen anzupassen. Bislang seien diese noch zu einseitig auf das traditionelle Studium zugeschnitten.
Im Unterschied zum traditionellen Bachelor- und Masterstudium werden hochschulische Weiterbildungsangebote vor allem von Berufstätigen genutzt, die bereits einen ersten Hochschulabschluss besitzen. Der Bund-Länder-Wettbewerb hatte zum Ziel, diesen Adressatenkreis u.a. durch Personen ohne (Fach-)Abitur oder Berufsrückkehrer*innen zu erweitern. Dies ist den Projekthochschulen in hohem Maße gelungen mit der Folge, dass innerhalb der Teilnehmerschaft mitunter eine große Vielfalt herrschte.
Vor diesem Hintergrund zeigen Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele in ihrem Beitrag mit dem Titel „Zwischen Homogenität und Heterogenität: Umgang mit Bedürfnissen der Teilnehmenden in der wissenschaftlichen Weiterbildung“ auf, mit welchen konkreten Maßnahmen auf die unterschiedlichen Anforderungen reagiert wurde.
Ein wesentliches Bedürfnis heterogener Zielgruppen besteht beispielsweise häufig darin, eine zeitlich und inhaltlich kompakte Fortbildung zu erhalten, die möglichst passgenau zugeschnitten ist. Immer häufiger zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass nicht mehr das Studiengangsformat an erster Stelle steht, sondern die Nachfrage nach kürzeren Zertifikatskursen und -programmen stark anwächst.
Mit dieser Entwicklung steht Deutschland nicht allein da. Vielmehr lässt sich dieser Trend auch in anderen Ländern beobachten, wie CHE-Mitarbeiter Nicolas Reum in seinem Beitrag „Entwicklung kürzerer Weiterbildungsformate: der deutsche Hochschulsektor im europäischen Kontext“ schildert. Dabei kann der Blick ins Ausland interessante Anregungen bieten.
Der komplette Sammelband steht auf der Verlags-Homepage als kostenfreier Download zur Verfügung. Bei Bedarf kann das Buch unter dem angegebenen Link oder im Buchhandel auch als Printversion zum Preis von 34,90 Euro erworben werden.