Prof.in Dr. Tanja Brühl, seit 2019 Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt (TU Darmstadt), gehört wie auch im vergangenen Jahr zu den sechs Nominierten für den Titel „Hochschulmanager*in des Jahres“. Die Jury lobt Brühl als „eine Präsidentin, die die Hochschule hinter sich hat und sie mit zukunftsweisenden Ideen nach vorne bringt“ und hebt besonders hervor, dass sie vollen Einsatz für Wissenschaftskommunikation zeigt, die sie „zu einem zentralen Handlungsfeld erklärte“.
Partizipative Führung und strategische Schärfung des Profils
Tanja Brühl zeichnet sich durch eine kooperative und empathische Führungsweise aus, die auf die Einbindung aller Statusgruppen setzt. Sie selbst beschreibt ihre Führung als lateral. Seit Beginn ihrer Amtszeit hat Brühl einen umfassenden Strategieprozess für die TU Darmstadt initiiert, der sich durch Partizipation und Transparenz auszeichnet. Dieser Ansatz ist auch ein wesentlicher Teil der Strategie für die Dritte Mission der TU Darmstadt, die sogenannten xchange-Strategie, die den wechselseitigen Austausch mit Gesellschaft, Politik und Wirtschaft fördert. „Veränderungen werden dann umgesetzt, wenn Ursachen und mögliche Wege gemeinsam diskutiert wurden“, erklärt Brühl.
Ihr Kolleg*innen in der Hochschulleitung loben die gebürtige Marburgerin als strategische Denkerin und als entscheidungsfreudige Führungspersönlichkeit, die Veränderungen in die richtige Richtung lenke. In einer offenen und authentischen Kommunikation gehe sie auf die Anliegen der Hochschule ein, fördere Kooperation und schaffe es, das Leitungsteam zu motivieren und konstruktiv mit Kritik umzugehen.
Wissenschaftskommunikation als zentrale Aufgabe der Universität
Die Wissenschaftskommunikation ist ein zentrales Anliegen von Tanja Brühl. Lob gibt es von der Jury auch dafür, dass sie eine der ersten Präsident*innen war, die die Position eines Chief Communication Officers (CCO) geschaffen und im erweiterten Präsidium verankert hat. Unter Brühls Leitung wurde das Science Communication Center (SCC) ins Leben gerufen, das für eine strategische Wissenschaftskommunikation innerhalb der Universität sowie nach außen sorgt. Die TU Darmstadt hat ein eigenes Modell der Wissenschaftskommunikation entwickelt, das darauf abzielt, Wissenschaft für die Gesellschaft verständlich und greifbar zu machen. „Enable & Empower“ lautet der Kern dieses Ansatzes, der Wissenschaftler*innen durch Seminare, Medienpräsenz und gezielte Trainings dabei unterstützt, ihre Themen verständlich und authentisch zu kommunizieren.
Ihre Kolleginnen und Kollegen schätzen die 55-Jährige für ihre klare Positionierung und ihr Engagement, mit dem sie die Wissenschaftskommunikation in allen Bereichen der Hochschule fest verankert. Auch ihre starke Außenwirkung wird gewürdigt: Sie ist eine vertraute Stimme in politischen und wissenschaftlichen Diskursen und hat die TU Darmstadt als Akteurin im öffentlichen Austausch und der Politikberatung etabliert.
Ein starkes Netzwerk und die Förderung von Third Mission
Brühl hat die sogenannte Third Mission der Universität in Form der xchange-Strategie mitgestaltet, die den Austausch mit externen Akteur*innen als zentrales Element festlegt. In xchange-Circles werden etwa Forschungsthemen wie Wasserstoff und Mobilität gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft diskutiert. Brühl selbst agiert in diesem Prozess als Vermittlerin, die es versteht, Anliegen aus der Hochschule in das gesellschaftliche und politische Umfeld zu tragen.
Akademischer Werdegang und der Weg zur Präsidentin
Tanja Brühl studierte Biologie und Politikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, an der sie nach wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universität Duisburg und Tübingen auch promovierte und später eine Juniorprofessur inne hatte. Bevor sie 2019 das Amt der Präsidentin der TU Darmstadt übernahm, war sie Vizepräsidentin der Goethe-Universität Frankfurt und baute bereits dort eine Reihe strategischer Initiativen auf.
Verantwortung und Transparenz bei Personalentscheidungen
In ihrer Rolle als Präsidentin hat Brühl auch die komplexen Herausforderungen von Personalentscheidungen erfolgreich gemeistert. So etablierte sie das Ressort „Akademische Karrieren“., In der Diskussion mit der Universität sollen neue Wege für die Entwicklung wissenschaftlicher Laufbahnen eröffnet und verschiedene Stellenkategorien jenseits der Professur etabliert werden.
Bundesweit ist sie im Netzwerk German Universities of Technology (TU9) aktiv und war bis September 2024 gemeinsam mit Professorin Dr. Angela Ittel (Präsidentin der TU Braunschweig) Vorsitzende. International vernetzt Tanja Brühl die TU Darmstadt in der Europäischen Universitätsallianz University Network for Innovation, Technology and Engineering (UNITE!), in welchem sie die Präsidentschaft innehat.
Die TU Darmstadt ist die einzige Technische Universität in Hessen mit etwa 25.000 Studierenden. 1869 wurde sie als Polytechnische Schule gegründet und 1877 in eine technische Hochschule mit Universitätsstatus umgewandelt. Im Jahr 1997 wurde der Name in Technische Universität geändert. 2005 erhält die TU Darmstadt mit dem TUD-Gesetz (Gesetz zur organisatorischen Fortentwicklung der Technischen Universität Darmstadt) einen umfassenden Autonomie-Status.
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Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2024“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und weiteren Aspekten wie etwa dem Thema Wissenschaftskommunikation befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt.
Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der sechs Finalist*innen. Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres“ wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Mehr Infos zum diesjährigen Wettbewerb sowie weitere Porträts der diesjährigen Finalist*innen finden sich hier.