Bei der ersten Oscar-Verleihung 1929 gab es nur ein gutes Dutzend Kategorien, weitere kamen erst später hinzu, wie zum Beispiel das Make-up 1982. Wertvolle Gelingensarbeit hinter glänzenden Ergebnissen wird oft nicht sichtbar und gewürdigt. So geht es auch dem Wissenschaftsmanagement – aber auf europäischer Ebene hat es jetzt den großen Auftritt
Treue Kolumnen-Leserinnen und -Leser werden sich erinnern: Vor knapp einem Jahr habe ich schon einmal für ein Projekt aus Brüssel geworben, dessen Name „Action 17“ unscheinbar daherkommt, das aber dafür sorgt, dass auf EU-Ebene in Sachen Forschungsmanagement die Post abgeht. Die Strategie für den Europäischen Forschungsraum rückt über die „Action 17“ das Forschungsmanagement in den Mittelpunkt und will dabei unter anderem für Anerkennung und Vernetzung dieser Profession sorgen.
Tatsächlich hält meine Begeisterung für diese europäische Entwicklung an. Und das liegt nicht nur daran, dass ich für die EU-Kommission als Berater der Action 17 tätig bin, sondern hat vor allem mit zwei Ergebnissen von Projekten zu tun, die im Rahmen der Action 17 gefördert werden. Eines der Projekte mit dem Titel „RM Roadmap“ hat ein europaweites Netzwerk von Forschungsmanagement-„Ambassadors“ geschaffen. Dazu gehören zwei Forschungsmanagerinnen und -manager aus jedem europäischen Land. Mit dieser Botschaftergruppe gibt es den ersten europaweiten Resonanzboden für Fragen des Wissenschaftsmanagements. Fragen wie „Was ist eigentlich Forschungsmanagement?“ und „Wie können wir das Berufsfeld definieren?“ wurden bereits in diese Gruppe zur Diskussion eingespeist. Es ist ein wichtiger Schritt im Prozess der Professionalisierung, einen einfachen Kommunikationsmechanismus zu haben, aus ganz Europa schnell und unkompliziert Positionen zu den Fragen der Profession einzusammeln.
Das zweite herausragende Ergebnis zeichnet sich im Projekt „Cardea“ ab: Hier wird an einem europäischen Kompetenzrahmen für das Forschungsmanagement gearbeitet. Wenn es gelingt, ein europäisch anerkanntes Set an Kompetenzen, die Personen im Forschungsmanagement haben müssen, zu definieren, dann haben wir eine weitere wichtige Grundlage für die Professionalisierung. Die vorgeschlagenen Kompetenzbereiche gehen von „strategic planning“,„data stewardship“ über „managing project deliverables“ bis zu „negotiation and mediation skills“. Forschungsmanagerinnen und -manager könnten dann über ein zertifiziertes Portfolio an Kompetenzen verfügen, in einer Jobbeschreibung auf bestimmte erwartete Kompetenzen treffen und ihre Kompetenzen nach Abgleich von Ist und Soll durch
Weiterbildung gezielt auf die Jobanforderungen hin weiterentwickeln. Anbieter von Ausbildungen im Wissenschaftsmanagement könnten europaweit entsprechende zertifizierte Angebote unterbreiten. Genauso wie Europa inzwischen für Forschende die vier Karrierestufen R1 bis R4 entwickelt hat, könnte es analoge Stufen RM1 bis RM4 (first stage, recognised, established and senior research manager) geben, sodass auch Karrierepfade besser beschreibbar und praxisnah mit entsprechenden Aus- und Weiterbildungsangeboten unterfüttert werden.
Wenn sich nun also die Möglichkeit bietet, mit der eigenen, professionalisierten Arbeit den Sprung vom Abspann ins Rampenlicht zu schaffen – wenn wir beim Vergleich der Oscar-Verleihung bleiben –, sollten Forschungs- wie Wissenschaftsmanagement auf den Punkt bereit sein. Oder wie man beim Film sagt: Und Action, 17!
erschienen in DUZ Wissenschaft & Management, Ausgabe 3/2024, S. 9