Private Hochschulen boomen: Innerhalb von zehn Jahren weisen sie bezogen auf die Studierendenzahlen eine Wachstumsrate von rund 233 Prozent auf. Mittlerweile (Wintersemester 2014/15) studieren 6,7 Prozent der Studierenden an einer Hochschule in privater Trägerschaft. Ein Grund für dieses Wachstum: Private Hochschulen, insbesondere die Fachhochschulen, sind überdurchschnittlich erfolgreich darin, neue Zielgruppen und nichttraditionelle, bislang wenig hochschulaffine Herkunftsgruppen für ein Studium zu gewinnen. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis privater Hochschulen bei der Gewinnung atypischer Studierender, d.h. von Studierenden, die nicht dem klassischen Typus (zwischen 19 und 24 Jahre alt, Abitur, kinderlos, aus Deutschland kommend und in einem Präsenzstudium in Vollzeit studierend) entsprechen? Das Ergebnis einer qualitativen Befragung von fünf ausgewählten privaten Hochschulen, denen die Gewinnung atypischer Studierender nachweislich hervorragend gelingt, legt den Schluss nahe, dass sich dieser Erfolg in einer studierendenbezogenen Kombination von fünf Erfolgsfaktoren begründet. – Marktorientierung: Es werden klar definierte Zielgruppen adressiert. Die klar profilierten Angebote besetzen häufig gezielt Nischen, die andere und vor allem staatliche Hochschulen nicht ausreichend besetzen. – Praxisorientierung: Der Arbeitsmarktrelevanz des Studiums wird hohe Bedeutung bei-gemessen. Das Studium soll gezielt auf das Berufsleben vorbereiten, im Regelfall für sehr klar beschriebene Berufsbilder. – Zielorientierung: Der Mehrwert des Studiums als Investition in die eigene Berufsbiografie wird klar benannt. Der Studienerfolg – entsprechende Leistungen der Studierenden vorausgesetzt – und die sich daraus ergebenden Vorteile werden hochschulseitig als belastbare „Erfolgsversprechen“ kommuniziert. – Studierendenorientierung: Die zumeist geringere institutionelle Größe privater Hoch-schulen gegenüber staatlichen ermöglicht ihnen eine engere Betreuung, Serviceorientierung und Verantwortungsübernahme für Studierende. – Bedarfsorientierung: Technische Studienformate und die Organisation des Studiums richten sich flexibel nach den individuellen Bedürfnissen der Studierenden. Teilzeitstudium, berufsbegleitendes Studium und unübliche Veranstaltungszeiten können regelhaft in Anspruch genommen werden. Die fünf genannten Erfolgsfaktoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders in ihrem konzertierten Zusammenspiel eine attrahierende Kraft für die Gewinnung atypischer Studierender entfalten. Es bedarf folglich der Berücksichtigung aller fünf Faktoren sowie einer studierendenadäquaten Abstimmung der vielfältigen Faktorausprägungen untereinander, wenn eine Hochschule plant, den Anteil atypischer Studierende auszubauen und neue Zielgruppen zu erschließen.
Projektsteckbrief
- Titel: Erfolgsgeheimnisse privater Hochschulen
- Projektpartner: CHE Consult GmbH
- Projektbeginn: 01.06.2016
- Projektende: 31.05.2017
- Projektleitung: Ulrich Müller