Jedes Jahr starten eine halbe Million Erstsemester ins „Abenteuer Studium“. Wie persönlich und intensiv sie dabei von ihren Hochschulen begleitet und unterstützt werden, hat eine aktuelle Studie des CHE Centrum für Hochschulentwicklung untersucht.
Ob Tutorien, Beratungsgespräche oder virtuelle Lernplattformen: In wieweit Studienanfänger beim Einstieg ins Studium begleitet und unterstützt werden, hängt stark vom jeweiligen Fach ab. So gibt es in Fächern aus dem MINT-Spektrum – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – nahezu flächendeckend sogenannte Vor- oder Brückenkurse. In den Geisteswissenschaften bietet nur jeder zweite Fachbereich die Möglichkeit, Schulkenntnisse vor dem Studienstart noch einmal aufzufrischen.
Auf individuelle Maßnahmen wie etwa ein persönliches Frühwarnsystem zur Vermeidung von Studienabbruch setzen mittlerweile mehr als der Hälfte aller Fachbereiche. Moderne Ansätze zur individuellen Einschätzung des eigenen Studienfortschritts gibt es dagegen bisher nur an wenigen Hochschulen.
„Der Einstieg ins Studium ist für den späteren Studienerfolg – oder auch Misserfolg – nachweislich von großer Bedeutung“, erklärt Frank Ziegele. Angesichts der Untersuchungsergebnisse zieht der CHE Geschäftsführer ein positives Fazit: „Die Hochschulen und Fachbereiche haben im Bereich der Studieneingangsphase die Initiative ergriffen und in den vergangenen Jahren viel Positives umgesetzt und erreicht.“
Der Ausbau der Informations- und Unterstützungsangebote sei gerade jetzt von zentraler Bedeutung. Schließlich sei die Vielfalt der Bildungsbiografien sowie der schulischen und akademischen Vorkenntnisse so unterschiedlich, wie noch nie zuvor. Während die Hochschulen viele Einstiegshilfen rund ums Studium bieten, ändern sie noch zu wenig an der Flexibilität des Studiums. Beispielsweise wäre der Studieneinstieg noch besser machbar, wenn mehr Studierende ihr eigenes Tempo beim Studium gehen könnten.
Wenig überraschend ist: Bei kosten- oder personalintensiven Maßnahmen zum Studieneinstieg halten sich Fachbereiche und Hochschulen eher zurück. So verfügt nicht einmal jede zweite Fachhochschule über einen Koordinator oder einer Koordinatorin speziell für die Studieneingangsphase.
„Problematisch ist, dass neue Angebote und Stellen im Bereich der Studienorientierung bisher überwiegend aus zeitlich befristeten Mitteln, wie dem Qualitätspakt Lehre, finanziert werden“, so CHE Geschäftsführer Frank Ziegele. Neue Modelle des Studieneingangs, die sich in der Praxis bewähren, sollten dauerhaft eingerichtet und verlässlich finanziert werden. Hierfür sei eine Evaluierung und Analyse über die Wirksamkeit einzelner Unterstützungs-, Beratungs- und Orientierungsangebote jedoch zukünftig zwingend notwendig.
Über diese Studie:
Im Auftrag des CHE Centrum für Hochschulentwicklung analysierte CHE Consult das Orientierungs-, Informations- und Beratungsangebot für Studienanfänger in der Studieneingangsphase an deutschen Hochschulen. Berücksichtigt wurden Angebote aus den Bereichen: Orientierung, Kompetenzangleichung bzw. -aufbau, Flexibilisierung und die persönliche Begleitung. Grundlage der Untersuchung waren Daten des CHE Hochschulrankings. Die Angaben beruhen auf Befragungen im Rahmen des CHE Hochschulrankings zwischen 2015 und 2017 und umfassen Daten von 1.624 Fachbereichen an 246 deutschen Hochschulen. Die Analyse bewertet den Angebotsbestand zur Studieneingangsphase kann jedoch keine Aussagen zur jeweiligen Qualität der Maßnahmen treffen. Autor(inn)en der Studie „Orientierung und Unterstützung zum Studieneingang“ sind Lukasz Hill und Olivia Key.
Weitergehende Informationen finden Sie in der angegebenen Publikation
Hill, Lukasz; Key, Olivia: Orientierung und Unterstützung zum Studieneingang, Gütersloh, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, 53 Seiten,
ISBN 978-3-947793-26-6,
ISSN 1862-7188