110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet informierten sich beim ersten CHE Online-Forum, welches in Kooperation mit der FH Münster durchgeführt wurde, über alternative Verfahren zur Akkreditierung von Qualitätssicherungssystemen für Studium und Lehre. Seit Abschluss des neuen Staatsvertrages im Jahr 2018 gibt es neben den bereits etablierten Verfahren der Programm- und Systemakkreditierung für Hochschulen nun auch die Möglichkeit, individuelle Wege zu beschreiten. Die ersten Pioniere sind bereits gestartet und berichteten bei der ganztägigen Veranstaltung über ihre Ansätze und bisherigen Erfahrungen.
Was die vorgestellten fünf Praxisprojekte über alle Unterschiedlichkeit miteinander verband, sind vor allem zwei Leitgedanken:
- Die zentrale Rolle bei der Qualitätssicherung spielt ein kontinuierlicher hochschulinterner Lernprozess. Es kommt nicht in erster Linie auf die Erfüllung von außen gesetzten Akkreditierungsstandards an, sondern auf eine lebendige Qualitätskultur und die damit einhergehende Bereitschaft der Hochschulangehörigen, die Hochschulorganisation kontinuierlich weiterzuentwickeln.
- Wichtige Impulse erhält dieser interne Lernprozess durch den Austausch mit anderen Hochschulen, sei aus dem In- oder Ausland.
Auf diesen Grundsätzen basieren die vorgestellten Verfahren in unterschiedlicher Weise. So hat die Hochschule der Medien in Stuttgart gemeinsam mit der Hochschule Furtwangen und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen ein Modell kontinuierlicher Qualitätsentwicklung mithilfe eines Beirats entwickelt und implementiert. Der Verbund gehört damit neben der Hochschule Harz zu den ersten Hochschulen in Deutschland, die derzeit ein alternatives Begutachtungsverfahren gemäß des 2018 zwischen den 16 Bundesländern abgeschlossenen Staatsvertrages zur Neureglung des Akkreditierungssystems absolvieren. Auf einen Austausch mit internationalen Partnerorganisationen setzen dagegen die Universitäten Mainz und Siegen. Hier werden zu qualitätsrelevanten Handlungsfeldern gezielt Gespräche geführt, die ein Voneinander-Lernen ermöglichen.
Die innovative Nutzung der Spielräume der vorhandenen Systemakkreditierung hat sich die FH Münster auf die Fahnen geschrieben. Seit geraumer Zeit erprobt sie einen selbst kreierten Ansatz der kumulativen Akkreditierung des Qualitätssicherungssystems für Studium und Lehre. Durch die Durchführung von QM-Symposien, die in zeitlichen Abständen zu qualitätsrelevanten Themen stattfinden, wir ein fortlaufender Reflexionsprozess in Gang gesetzt, der nach acht Jahren in die Reakkreditierung des hochschuleigenen Qualitätssicherungssystems einfließen und diesen deutlich verschlanken soll. Ebenfalls im Rahmen der Systemakkreditierung bewegt sich ein Verbund von 11 Universitäten, der mit Mitteln des Qualitätspakts Lehre das „Netzwerk Quality Audit“ aufgebaut hat. Die beteiligten Hochschulen, darunter u. a. die Universität Potsdam, tauschen sich als „critical friends“ untereinander aus und unterstützen sich bei der Weiterentwicklung ihrer Qualitätssicherungssysteme für Studium und Lehre.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertreter aus dem Akkreditierungsrat, Akkreditierungsagenturen und Hochschulen wurde deutlich, dass die Grenzen zwischen der Systemakkreditierung und den neuen alternativen Verfahren fließend sind. Der Trend gehe zu einer ausgewogenen Kombination aus Hochschulautonomie und Qualitätsnachweise anhand übergreifender Standards. Insgesamt verfügen die Hochschulen hier inzwischen über vielfältige Spielräume. Das Publikum beurteilte die neuen Handlungsmöglichkeiten zwar als attraktiv, brachte bisweilen aber auch Bedenken gegen einen damit verbundenen hohen Aufwand zum Ausdruck. Auch die Tatsache, dass Hochschulen für das Beschreiten alternativer Pfade die Erlaubnis des Landesministeriums benötigen, stieß mitunter auf Skepsis.