Foto: Juraj Varga / Pixabay, Montage: CHE

Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der neu abgeschlossenen Studienkredite erstmals wieder das Niveau von 2015. Eine Auswertung im Rahmen des CHE Studienkredit-Tests 2021 zeigt jedoch, dass der Anstieg überwiegend auf ausländische Studierende zurückgeht. Diese konnten im Rahmen der Corona-Nothilfe der Bundesregierung erstmals befristet auch einen staatlichen KfW-Studienkredit in Anspruch nehmen.

Rund 90.000 Studierende in Deutschland erhalten aktuell Geld aus einem Studienkredit oder Bildungsfonds. Während sich zwischen 2014 und 2019 die Zahl der neu abgeschlossenen Studienkredite nahezu halbiert hatte, stieg sie im vergangenen Jahr wieder deutlich an. Mit dem Sprung von  33.000 (2019) auf 53.000 (2020) erreicht die Zahl der Neu-Kredite erstmals wieder das Niveau von 2015. Damit nutzen aktuell drei Prozent aller Studierenden in Deutschland einen Studienkredit.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind die sprunghaft gestiegenen Absatzzahlen des staatlichen KfW-Studienkredites. Dieser macht als Marktführer mehr als drei Viertel aller neuen Vertragsabschlüsse aus. Im Vergleich zum Vorjahr (18.000 Vertragsabschlüsse) entschieden sich 2020 mit rund 40.000 mehr als doppelt so viele Studierende für einen KfW-Studienkredit.

Gründe sind die geänderten Vertragsmodalitäten des staatlichen Angebotes, die im Zuge der Corona-Nothilfe der Bundesregierung ab Mai bzw. Juli 2020 eingeführt wurden. Hierzu gehört u.a., dass der KfW-Studienkredit bis Ende 2021 zinsfrei in Anspruch genommen werden kann.

Eine Auswertung des CHE im Rahmen des CHE-Studienkredittests 2021 zeigt jedoch: Der Anstieg der Studienkredite geht überwiegend auf ausländische Studierende zurück. Diese konnten erstmalig wegen der Corona-Pandemie befristet einen KfW-Studienkredit in Anspruch nehmen. Rund 16.000 ausländische Studierende nutzten diese Gelegenheit. Ihr Anteil an allen neu abgeschlossenen Studienkrediten lag im Jahr 2020 bei 30 Prozent.

„Der KfW-Studienkredit sollte bei der Corona-Nothilfe als staatliche Alternative für alle fungieren , die weder BAföG-berechtigt sind noch von der – ziemlich bürokratischen – Überbrückungshilfe erfasst werden. Jetzt muss man konstatieren: Der KfW-Studienkredit hat sich als Scheinriese entpuppt“, bilanziert Ulrich Müller. „Über 70 Prozent des Zuwachses bei neuen KfW-Verträgen geht als Einmaleffekt auf ausländische Studierende zurück. Das bedeutet: Selbst in der größten Krise der Nachkriegsgeschichte konnte der KfW-Studienkredit unter deutschen Studierenden nur sehr überschaubar neue Kundinnen und Kunden überzeugen“ urteilt der Leiter politische Analysen beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Ein möglicher Grund dafür sei, dass der KfW-Zinssatz von 3,91 Prozent, der voraussichtlich ab Januar 2022 wieder für alle Studierenden anfällt und auch für die gesamte Rückzahlungsphase gilt, zu den höchsten aller Studienkredite im Test gehöre, so Müller.

Abseits der beiden staatlichen Angebote, zu dem auch der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes gehört, konnten im vergangenen Jahr insbesondere die hochschulbezogenen Bildungsfonds Boden gut machen. Aktuell nutzen etwa rund 2.000 Studierende das Angebot der Studierendengesellschaft Witten-Herdecke. Weitere 760 Personen nehmen ein Angebot des Anbieters Chancen eG in Anspruch, dass das Modell des umgekehrten Generationenvertrags aus Witten-Herdecke auch für andere Hochschulstandorte anbietet.

Insgesamt stuft der CHE-Studienkredit-Test 2021 die gängigen Angebote als durchweg seriös und gut gestaltet ein. Unter den 51 untersuchten Studienkrediten, Studiendarlehen und Bildungsfonds erreichten viele Spitzenergebnisse in mehreren der fünf Bewertungskategorien (Zugang, Kapazität, Kosten, Risikobegrenzung und Flexibilität).

 Laut Anbieterbefragung durch das CHE Centrum für Hochschulentwicklung werden von Banken, Darlehenskassen und Bildungsfonds aktuell monatlich rund 48 Millionen Euro an Studierende ausgeschüttet – im Durchschnitt 528 Euro pro Person.

 

Über den CHE-Studienkredit-Test:

Der CHE-Studienkredit-Test 2021 entstand in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt und erscheint in diesem Jahr in seiner 16. Auflage. Er bewertet anhand von 21 Einzelkriterien Vor- und Nachteile von 51 aktuell verfügbaren Studienkreditangeboten. Datenbasis sind Selbstauskünfte der Anbieter. Mit seinen zahlreichen Detailinformationen bietet er eine transparente Marktübersicht für Studierende und Studieninteressierte. Zusätzlich kann man anhand von Tabellen eine eigene Bedarfskalkulation erstellen. Der CHE-Studienkredit-Test ist frei verfügbar unter www.che-studienkredit-test.de.

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Ulrich Müller

Leiter politische Analysen

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Assistenz:
Tanja Ologe
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Arbeitsschwerpunkte:
Hochschulräte, Individuelle Studienfinanzierung / Studienkredite, Studienbeiträge, Student Services / Studentenwerke, Landeshochschulgesetze, Reformmonitoring, staatliche Steuerung

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