Die neue Bundesregierung plant die Gründung einer Deutschen Agentur für Transfer und Innovation, kurz DATI. Diese soll die Rahmenbedingungen für Transfer-Aktivitäten der deutschen Hochschulen verbessern. Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung vergleicht in einem Kurzimpuls die Vorläuferkonzepte der Deutschen Transferagentur (DTG) und D.Innova mit den bisher bekannten DATI-Plänen. Für die konkrete Ausgestaltung der neuen Agentur zeigt das CHE Spannungsfelder auf und spricht sich für eine adäquate Finanzierung und schlanke Strukturen aus.
Schon 2016 gab es erste konkrete Überlegungen zur Gründung einer Deutschen Transferagentur. Vorangetrieben wurden die Bemühungen damals vor allem von den Hochschulen für angewandte Wissenschaften, kurz HAW. Im vergangenen Jahr folgte das Konzept D.Innova, vorgelegt von Hochschulmitgliedern in Zusammenarbeit mit Politiker*innen von Bündnis 90/ Die Grünen.
Nun hat die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag erste Eckpunkte zur Gründung der DATI – Deutsche Agentur für Transfer und Innovation vorgestellt. Nach bisherigem Kenntnisstand stellt das Modell der DATI eine Mischung der bisherigen Ansätze dar – geht aber auch eigene Wege. Dies verdeutlicht eine Publikation des CHE, welche in einer vergleichenden Übersicht die bisherigen Agenturkonzepte darstellt.
Das CHE begrüßt die Pläne einer Transferagentur für das deutsche Hochschulsystem. „Ob biologisch abbaubares Plastik oder Essen aus dem 3D-Drucker – auch und gerade an vielen deutschen HAW wird intensiv an praktischen Lösungen für die Probleme der Zukunft geforscht. Es ist richtig und wichtig, dem Transfer durch die Gründung von DATI endlich ihren angemessenen Raum in der deutschen Forschungsförderungslandschaft zu verschaffen“, so CHE Geschäftsführer Frank Ziegele.
Die CHE Autor*innen sehen bei der Ausgestaltung einer neuen Transferagentur die Herausforderung, sich in verschiedenen Spannungsfeldern zu positionieren. Hierzu gehört die Positionierung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft oder zwischen einem regionalen und überregionalen Fokus. Insgesamt gilt es laut CHE acht wichtige Gestaltungsbereiche zu berücksichtigen, die Aspekte der Ausrichtung, der Finanzierung sowie des Auswahlverfahrens betreffen.
„Damit sich die Geschichte von deutschen Innovationen wie der MP3-Technik, die erst im Ausland zum Erfolg wurden, nicht wiederholt, braucht die DATI vor allem schlanke Strukturen mit unbürokratischen Antragsverfahren. Transfer und insbesondere Innovationen sind auf schnelle Entscheidungsstrukturen angewiesen“,so Ziegele. Eine neue Agentur biete hierbei die Chance, die Förderlandschaft neben der Förderung der bisherigen Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG neu zu strukturieren.
Von entscheidender Bedeutung für die Akzeptanz und Wirkungskraft der DATI sei laut CHE auch die finanzielle Ausgestaltung. Das Gesamtbudget müsse sich in einer Höhe bewegen, die deutlich mache, dass Transfer und Innovation im Verhältnis zur Grundlagenforschung als gleichwertige Aufgaben angesehen werden. Im Rahmen der Pläne zur Deutschen Transfergemeinschaft wurde etwa ein Budget von einer Milliarde Euro pro Jahr plus jährlichem Aufwuchs gefordert. Die Mittel der DFG bewegen sich bei rund drei Milliarden Euro pro Jahr.
Genauso relevant wie das Finanzvolumen ist aus Sicht des CHE die Dauerhaftigkeit der DATI-Förderung. Gleichzeitig sollten die Förderprogramme aber auch regelmäßig geprüft werden, um Stagnation – gerade im Themenfeld der Innovation – vorzubeugen.
Über die Publikation
Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung hat die Transfer- und Third-Mission-Aktivitäten der deutschen Hochschulen in den vergangenen Jahren in Forschungsprojekten und Publikationen intensiv begleitet. Im Rahmen des Formats CHE Kurzimpuls bietet es eine vergleichende Übersicht der bisherigen Agenturkonzepte (Stand 01/22) und nimmt Stellung zu Gestaltungsfragen und Grundprinzipien der DATI. Autor*innen des „CHE Kurzimpuls: DATI – Gestaltungsfragen und Grundprinzipien einer Transferagentur fürs deutsche Hochschulsystem“ sind Isabel Roessler, Frank Ziegele und Ulrich Müller.