Studieninteressierte können aktuell aus mehr als 21.000 Studienangeboten an mehr als 400 Hochschulen in Deutschland wählen. Die Namen der in Frage kommenden Hochschulen bieten im Entscheidungsprozess oft wenig Filter- und Orientierungsmöglichkeiten, da sie nicht in jedem Fall eine hinreichende Aussagekraft haben. Zahlreiche Hochschulen nennen keine wesentlichen Merkmale wie den Hochschultyp oder -ort. Dies zeigt eine Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Seit Anfang der 2000er Jahre können sich Fachhochschulen in Deutschland „Hochschulen für angewandte Wissenschaften“, kurz HAW, nennen. Die neue Bezeichnung in deutscher oder englischer Form nutzten 2022 mehr als ein Viertel (28 %) aller HAW in ihrem Hauptnamen, 14 Prozent nutzten noch den Begriff „Fachhochschule“. Zu diesem Ergebnis kommt ein CHECK des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zur Orientierungsfunktion von Hochschulnamen in Deutschland.
Universitäten und den Universitäten gleichgestellte Hochschulen nutzen nicht flächendeckend die Typenbezeichnung „Universität“ im Namen, um ihren besonderen Status – etwa bei Promotion und Habilitation – auszudrücken. So zählen z.B. die RWTH Aachen, die Hertie School oder das Karlsruher Institute für Technologie zu den 28 Prozent der Hochschulen mit universitärem Status, die im Namen nicht explizit darauf verweisen.
„Für Studieninteressierte ist aufgrund des Namens in vielen Fällen nicht erkennbar, welcher Hochschultyp und welches fachliche Profil sich hinter der jeweiligen Hochschule verbergen“, bilanziert Studienautor Ulrich Müller. Immerhin nennen 71 Prozent der Hochschulen zur Orientierung den Ortsnamen, 18 Prozent verweisen auf eine geografische Größe wie ein Gewässer, Gebirge oder eine Sehenswürdigkeit.
Rund jede siebte Hochschule in Deutschland verweist in ihrem Namen auf eine Persönlichkeit. Rein weibliche Namensgeber*innen gibt es aktuell vier, sowie eine Hochschule, die auf ein Gründerehepaar verweist. Englische Namensbestandteile (15 %) gehören ebenso wie Kürzel, Akronyme oder das Aufgreifen der Postleitzahl zur Vielfalt der Namensgestaltung deutscher Hochschulen. Den längsten offiziellen Namen hat die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die geringsten Zeichenzahl weisen die hochschule 21 sowie die Hertie School auf.
„Angesichts der Fülle an Auswahlmöglichkeiten sollten Hochschulnamen bei Studieninteressierten für Klarheit sorgen und – bei allem Verständnis für kreatives Marketing oder Alleinstellungsaspekte – nicht noch mehr Verwirrung im Auswahlprozess stiften“, so Ulrich Müller. „Wie für jedes Produkt oder jede Dienstleistung sollte auch bei Hochschulen möglichst eindeutig draufstehen, was drin ist“, empfiehlt der Leiter politische Analysen beim CHE.
Gerade bei Fusionen, Standortverlagerungen oder Schärfungen des Profils sollte die Orientierungsfunktion von Hochschulnamen deshalb stärker reflektiert werden. Entsprechende Kriterien und Checklisten sind deshalb ebenfalls Bestandteil der aktuellen CHE Analyse.
Über die Analyse:
Der „CHECK Orientierungsfunktion von Hochschulnamen in Deutschland“ bietet eine Analyse der Bezeichnungen nach unterschiedlichen Kriterien wie etwa Hochschultyp, Ort, Profilmerkmalen oder Namensgeber*innen. Berücksichtigt wurden 422 deutschen Hochschulen; Datengrundlage ist die Hochschulliste der Hochschulrektorenkonferenz. Stichtag der Erhebung war der 15.06.2022 Autor*innen des CHECKs sind Ulrich Müller, Alina Köhler und Jan Thiemann. Sämtliche Grafiken der Publikation sind frei verfügbar im CHE Flickr-Kanal.
CHECK - Die Orientierungsfunktion von Hochschulnamen in Deutschland 31. Januar 2023 1.25 MB 7318 downloads
Müller, Ulrich; Köhler, Alina; Thiemann, Jan: CHECK - Die Orientierungsfunktion...Interview zum Thema Hochschulnamen im Deutschlandfunk (05.04.2023) mit Ulrich Müller