21 Besucher*innen aus Äthiopien, vorwiegend Vize-Präsident*innen, nehmen heute ihre Eindrücke und Erfahrungen aus erster Hand mit nach Hause, um sie an ihren Hochschulen zu nutzen. Der Blick hinter die Kulissen von Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) führte sie in den letzten zwei Wochen zu sieben guten Beispielen für besondere HAW-Profile. Immer mit im Fokus die Frage: Was lässt sich aus den Erfahrungen in Deutschland auf das Hochschulsystem in Äthiopien übertragen und wie?
Äthiopiens Hochschullandschaft ist in den letzten Jahren stark expandiert, sowohl viele staatliche als auch private Institutionen wurden neu gegründet. Doch Aspekte wie praxisorientierte Lehre oder intensive Kontakte zur Industrie wurden von dem bisher wenig differenzierten Hochschulsystem aus klassischen Universitäten noch zu wenig abgedeckt. Was fehlt, sind anwendungsorientierte Studienangebote, welche etwa in Deutschland von den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) bereitgestellt werden. Die äthiopische Regierung hat deshalb 15 staatliche Universitäten in HAW umgewandelt , die diese Angebotslücke schließen und regionale Bedarfe befriedigen sollen.
Wie die speziellen Profile von HAW ein Hochschulsystem bereichern und was davon möglicherweise übertragbar ist auf die äthiopischen Notwendigkeiten, konnten die Hochschulleitungen der neu gegründeten Hochschulen aus Äthiopien in diesem Jahr im Rahmen von Studienaufenthalten in Deutschland direkt erfahren und erleben. Zwei Delegationen bekamen bei ihren Besuchen an HAW sowohl in NRW im Raum Ostwestfalen-Lippe (OWL) und Süd-Niedersachen sowie in Bayern direkte Einblicke in den Hochschulalltag. Ziel war es, zu zeigen, dass neben den besonderen Kennzeichen von HAW wie praxisorientierte Lehre, angewandte Forschung und Transfer, regionales Engagement, Vernetzung mit Wirtschaft und Arbeitsmärkten, Entrepreneurship/Start-ups sowie nachhaltige Entwicklung auch verschiedene Profile an den ausgewählten Beispielen ausgebildet sind. Ausgangspunkt waren jeweils Fragen der äthiopischen Gäste, die an den beispielgebenden Hochschulen aufgegriffen und gemeinsam bearbeitet wurden.
Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE und Leiter und Professor für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück verabschiedete die Gäste am letzten Tag ihres Studienprogramms an der TH Ingolstadt: „Entscheidend wird es sein, die Erfahrungen aus Deutschland zu nutzen, um daraus einen eigenen äthiopischen Weg zur HAW zu entwickeln. Zum Beispiel gilt es, mit den Unternehmen der Region erst einmal ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, bevor man an eigentlich geeignete Formate wie ein duales Studium denken kann.“
Eine erste Delegation von Hochschulpräsident*innen hatte im März 2023 schon die Gelegenheit die besonderen Merkmale von HAW zu erleben und die Eignung und Übertragbarkeit auf das äthiopische Hochschulsystem zu diskutieren. Beteiligt sind die Hochschule Osnabrück, FH Münster, Hochschule Hamm-Lippstadt, TH OWL, OTH Amberg-Weiden, TH Deggendorf, TH Ingolstadt sowie bei der ersten Reise auch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Zusätzlich wurde bei der Firma Phoenix Contact in OWL die Perspektive von Arbeitgebern aufgezeigt und der beiderseitige Nutzen einer Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft herausgestellt.
Zum Hintergrund
Die Besuche sind Teil eines Projektes der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), das von der Hochschule Osnabrück, der FH Münster und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung bearbeitet wird. Aktuell ist das CHE auch am EU-geförderten Projekt FAITH beteiligt, in dessen Rahmen ebenfalls europäische Erfahrungen mit HAW für Äthiopien nutzbar gemacht werden sollen.
Die Modernisierung des Hochschulsystems in Äthiopien wird schon seit Jahren vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung, der Hochschule Osnabrück und weiteren Partnern begleitet. So war das CHE an zahlreichen Leadership Trainings für Hochschulleitungen und Dekane und Dekaninnen aus Äthiopien beteiligt.
Die Technische Hochschule OWL informiert ebenfalls über den Besuch. Zur Meldung
Bildquelle: OTH Amberg-Weiden / Linda Misch