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Im Berufsleben sind Teilzeitmodelle mittlerweile etabliert. Dies gilt nicht für das Studium. An den Hochschulen in Deutschland ist die Zahl der Teilzeitstudierenden erneut gesunken, trotz größerem Studienangebot. Rund die Hälfte der offiziell in Teilzeit Studierenden verteilt sich auf nur drei Hochschulen. Die höchsten Quoten im Ländervergleich weisen Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern auf. Dies zeigt die jährliche Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Zahl der Teilzeitstudierenden in drei Jahren um 13.000 gesunken

Rund 217.000 Personen studierten im Wintersemester 2023/24 in Deutschland laut Statistischem Bundesamt offiziell in Teilzeit. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 6.000 Personen. Im Vergleich zum Höchststand im WS 2020/21 gibt es damit insgesamt 13.000 Studierende weniger in Deutschland, die nicht in Vollzeit studieren. Die Quote im Verhältnis zur Gesamtzahl der Studierenden liegt aktuell bei 7,6 Prozent.

„Der Anteil an inoffiziellen Teilzeitstudierenden in Deutschland, die weniger intensiv oder länger als vorgesehen studieren, liegt aber deutlich höher. Etwa ein Viertel der Studierenden braucht mindestens ein Jahr länger zum Abschluss als in der Studienordnung vorgesehen“, so Studienleiter Cort-Denis Hachmeister.

Hamburg hat mit Abstand die höchsten Teilzeitquoten  

In der Länderauswertung des CHE weist Hamburg mit 21,4 Prozent mit Abstand die höchste Quote an Teilzeitstudierenden auf. An vier privaten Hochschulen, darunter die zwei Fernhochschulen der Hansestadt, liegt der Anteil an Teilzeitstudierenden bei mehr als 25 Prozent. Ebenfalls zweistellig sind die Quoten auch in Nordrhein-Westfalen (13,5 %) sowie Mecklenburg-Vorpommern (12,2 %). Einen geringen Zuwachs gab es in NRW, Berlin, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und dem Saarland. Mit 238 Teilzeitstudierenden und einer Quote von 0,8 Prozent liegt das Saarland dennoch am Ende des Ländervergleichs.

Rund die Hälfte der Studierenden in Teilzeit verteilt sich auf drei Hochschulen

Die jährliche Auswertung des CHE zeigt die große Bedeutung der privaten Hochschulen für das Thema. Mehr als die Hälfte aller Studierenden in Teilzeit ist mittlerweile an einer privaten Einrichtung immatrikuliert. Einige wenige Hochschulen sind dabei für Studierende, die nicht in einem Vollzeitstudium studieren können oder wollen, besonders attraktiv. 48 Prozent aller Teilzeitstudieren sind entweder an einem Standort der privaten FOM Hochschule für Oekonomie & Management, der staatlichen FernUniversität in Hagen oder der privaten Hamburger Fern-Hochschule eingeschrieben.

„Im Gegensatz zum Berufsleben gibt es im Studium keinen Rechtsanspruch auf Teilzeit“

Das CHE untersucht ebenfalls die Entwicklung bei den Studienangeboten, die auch oder ausschließlich in Teilzeit studiert werden können. Teilzeit-kompatibel ist mittlerweile jedes fünfte Studienangebot (19,9 %). Hier liegen im Ländervergleich das Saarland und Hamburg mit Angebotsquoten von 66,7 bzw. 62,9 Prozent vorne.

„Im Gegensatz zum Berufsleben gibt es im Studium keinen Rechtsanspruch auf eine Teilzeitoption“, erklärt Cort-Denis Hachmeister. Wer in Deutschland in Teilzeit studieren möchte, braucht entweder Glück oder Geld. Die oft sehr flexiblen Studienangebote an privaten Hochschulen haben ihren Preis in Form von Studiengebühren. Wer dagegen an staatlichen Hochschulen überhaupt eine passende Teilzeitoption findet, muss mit bürokratischem Aufwand regelmäßig einen Nachweis erbringen, warum er nicht in Vollzeit studieren kann“, so der Experte für Hochschulzugang beim CHE. „Und selbst dann gibt es meistens kein wirkliches Teilzeit-Studiengangs-Modell, sondern man darf einfach länger studieren“, so Hachmeister weiter.

Ein Teilzeitstudium in Jura oder Medizin zu absolvieren ist nahezu aussichtslos

Zeitlich flexible Studiengänge an staatlichen Hochschulen, die – etwa bei familiären Verpflichtungen – von den Studierenden auch pragmatisch und unkompliziert in Anspruch genommen werden können, fehlen weiterhin. Hinzu komme, dass das flexiblere Studienangebot der privaten Hochschulen nicht das komplette Fächerspektrum abdecke. „Ein Teilzeitstudium in einem klassischen Universitätsfach wie Jura oder Medizin zu absolvieren, ist nahezu aussichtslos“, so Hachmeister.

Erschwerend hinzu kommt die weiterhin bestehende Förderlücke bei der Studienfinanzierung. Wer seinen Anspruch auf BAföG nicht verlieren möchte, darf bislang ohnehin nicht offiziell in Teilzeit studieren.

 

Über diese Studie:

Die Publikation „CHECK – Teilzeitstudium in Deutschland 2024“ umfasst die Teilzeit-Studienangebote der Hochschulen und die Zahl der offiziell in Teilzeit eingeschriebenen Studierenden. Grundlage für die Teilzeit-Angebots-Quote sind die Daten des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz von Mai 2024, die CHE Consult seit 2016 im Auftrag des gemeinnützigen CHE Centrum für Hochschulentwicklung auswertet Die Anteile der Teilzeitstudierenden beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2023/24. Die wichtigsten Informationen zum Thema, Checklisten und eine kommentierte Linkliste findet sich unter: https://www.che.de/download/teilzeitstudium/

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CHECK - Teilzeitstudium in Deutschland 2024 10. Oktober 2024 3.41 MB 111 downloads

Hachmeister, Cort-Denis; Gehlke, Anna: CHECK - Teilzeitstudium in Deutschland 2024,...

 

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Cort-Denis Hachmeister

Senior Expert Datenanalyse

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E-Mail: Cort-Denis.Hachmeister@che.de

Assistenz:
Tina Schürmann
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Arbeitsschwerpunkte:
Forschung an Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Hochschulzugang / Studierendenauswahl, Studienwahl, CHE Hochschulranking: Technische Betreuung, Online-Ranking deutsch/englisch

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