
Seit dem Wintersemester 2021/22 gibt es mehr Studentinnen als Studenten an deutschen Hochschulen. Wirtschaftswissenschaften und Sozialwesen gehören aktuell zu den beliebtesten Studienfächern bei Frauen. Im Fach Veterinärmedizin sind Männer klar in der Unterzahl, hier sind rund neun von zehn Studierenden weiblich. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller DatenCHECK des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Der Frauenanteil bei den Studierenden steigt kontinuierlich
Zwischen den Wintersemestern (WS) 2013/14 und 2023/24 ist der Frauenanteil bei Studierenden in Deutschland um insgesamt 3,3 Prozentpunkte gestiegen. Im Wintersemester 2023/24 waren 1.460.481 Frauen an einer Hochschule eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von 50,9 Prozent. Erstmals überschritt die Frauenquote unter den Studierenden die 50 Prozent im WS 21/22, bei den Erstsemestern war dies bereits fünf Jahre zuvor der Fall. Dies zeigt ein aktueller DatenCHECK des CHE auf Grundlage von Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
„125 Jahre nachdem in Deutschland die erste Frau ein Studium begann, sind nun die Studentinnen seit wenigen Jahren leicht in der Überzahl“, bilanziert Cort-Denis Hachmeister. „Mittlerweile erwerben mehr Frauen als Männer eine Studienberechtigung, etwa durch das Abitur. Auch neue akademische Ausbildungsberufe im Bereich von Pflege und Gesundheit spielen bei der Entwicklung eine Rolle“, so der Senior Expert Datenanalyse beim CHE.
Wirtschaftswissenschaften beliebtestes Fach bei beiden Geschlechtern
Auf Ebene der Bundesländer zeigt sich ein recht einheitliches Bild. Lediglich im Saarland, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern studieren noch etwas mehr Männer als Frauen. Den höchsten Anteil an Studentinnen weist Thüringen mit 60,4 Prozent auf. Dieser geht jedoch hauptsächlich auf die private IU Internationale Hochschule zurück, deren mehr als 100.000 (Fern-)Studierende dem Standort Erfurt zugerechnet werden.
Das beliebteste Fach bei beiden Geschlechtern ist der Studienbereich Wirtschaftswissenschaften mit rund 226.000 männlichen und rund 205.000 weiblichen Studierenden. Bei den Männern folgen Informatik und Maschinenbau. Sozialwesen und Psychologie liegen bei den Frauen auf den Plätzen zwei und drei.
Veterinärmedizin und Nautik mit extremen Geschlechterverhältnissen
Betrachtet man die Geschlechterverteilung in einzelnen Studienfächern zeigen sich große Unterschiede. Im Fach Veterinärmedizin liegt beispielsweise der Frauenanteil bei 86 Prozent. Der Studienbereich Verkehrstechnik/Nautik weist eine ähnlich hohe Männerquote auf. Studienfächer mit einem nahezu ausgeglichenen Geschlechterverhältnis sind Geographie oder Chemie.
„Dass es Unterschiede in der Fächerwahl zwischen Männern und Frauen gibt, ist offensichtlich“, so DatenCHECK-Autor Cort-Denis Hachmeister. „Gesellschaftlich problematisch wird ein Geschlechterungleichgewicht in bestimmten Fächern, wenn dieses Probleme wie den Gender-Pay-Gap oder Fachkräftemangel in bestimmten Branchen weiter verschärft“, so Hachmeister weiter. Ein Blick auf die absoluten Zahlen zeige aber auch, dass sich die Studienfachwahl insgesamt gesehen nicht so stark unterscheide, wie es „klischeehafte“ Ungleichgewichte in manchen Fächern vermuten ließen und beispielsweise mehr Frauen Informatik als Germanistik studierten.
Der DatenCHECK 3/2025 „Was studieren Frauen? Was studieren Männer? – Studierende und Studienanfänger*innen nach Geschlecht“ greift auf Daten des Statistischen Bundesamtes zurück, in der nur die beiden Kategorien männlich und weiblich ausgewiesen werden. Personen mit den Geschlechtsangaben „divers“ oder „keine Angaben“ werden nach dem Zufallsprinzip auf diese beiden Kategorien aufgeteilt. Vergleichsauswertungen u. a. von Hochschulstart.de deuten auf einen Anteil diverser Studierender von rund 0,2 Prozent hin, so dass für den vorliegenden DatenCHECK nur von einem geringen Verzerrungseffekt ausgegangen wird.
Über den DatenCHECK
Die Auswertung berücksichtigt Daten des Statistischen Bundesamtes für Studierende und Studienanfänger*innen im Wintersemester 2023/24. Der DatenCHECK beinhaltet bundesweite Daten sowie Daten auf Ebene von Bundesländern und Fächergruppen. Darüber hinaus können in interaktiven Tabellen Informationen zu Geschlechterzahl und -anteil für Studierende und Erstsemester in 63 Studienbereichen von Agrarwissenschaft bis Zahnmedizin ausgewählt werden. Der Beitrag wurde am 06. März 2025 auf dem Portal hochschuldaten.de veröffentlicht. Autor des DatenCHECK 3/2025 „Was studieren Frauen? Was studieren Männer? – Studierende und Studienanfänger*innen nach Geschlecht“ ist Cort-Denis Hachmeister.