Wie kommen Hochschulstandorte durch den härter werdenden Wettbewerb um Studierende, öffentliche Gelder und Reputationsgewinne? Frank Ziegele und Ulrich Müller sagen: Nur indem sie ihre ganz eigene Identität entwickeln. Aber was soll das heißen?

Fotos Frank Ziegele (links): CHE/Marcel Schwickerath und Ulrich Müller (rechts): CHE/Sirko Junge.
NACH DER ENTFESSELUNG kommt die Authentizität – zumindest wenn man einem neuen Aufschlag aus dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) glaubt. Dieser einst von Bertelsmann-Stiftung und Hochschulrektorenkonferenz gegründete Think Tank treibt seit genau 30 Jahren mit seinen Analysen, Studien und Positionspapieren die Hochschulen vor her, je nach Position ist er wichtiger Impulsgeber oder Durchdrücker neoliberalen Gedankenguts.
Geschäftsführer Frank Ziegele und Prokurist Ulrich Müller, verantwortlich für politische Analysen, haben jetzt gemeinsam ein neues Buch veröffentlicht, Titel: "Die authentische Hochschule – Wirksame Hochschulidentitäten in Zeiten des Umbruchs". Klingt nach hochschulpolitischer Psychoanalyse?
Das mit der Entfesselung der Hochschulen habe in den vergangenen Jahrzehnten ganz gut geklappt, sagt Frank Ziegele. "Aber jetzt geht es mehr darum, was die Hochschulen mit ihrem Freiraum machen und wie sie den noch weiterentwickeln." Die Bedingungen dafür seien heute so gut sind wie nie zuvor. Ulrich Müller spricht von einer gleichzeitigen "Erwartungsexplosion" von außen gegenüber dem, was Hochschulen sein und leisten sollen. "Sie können sich besser als je zuvor profilieren, sie müssen es aber auch."
Was bedeutet das praktisch zwischen Lehre, Forschung und Transfer, zwischen internationaler Spitzenwissenschaft und Verankerung in der Region? Wie diskutiert eine Hochschul-Community erfolgreich aus, was die "richtige" Identität für sie ist? Und was passiert mit den Hochschulen, die an der Aufgabe scheitern, sich ein unverwechselbares Profil zu geben?
Frank Ziegele und Ulrich Müller sagen es in einem neuen "Gipfel der Bildung", dem Bildungspodcast mit Patrick Honecker und Jan-Martin Wiarda.
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Gerhard Zuglowski (Sonntag, 26 Mai 2024 14:46)
Meiner Meinung nach ist die Antwort klar: Nein !
Detlef Müller-Böling (Mittwoch, 29 Mai 2024 14:07)
@Zuglowski:
Das Nein ist nicht gerade sehr argumentativ.
Hier geht es doch darum, dass sich Hochschulen (stets) weiter entwickeln müssen und zwar durchaus nach den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen. Sonst hätte es seit den ersten Gründungen keine neuen Fächer/Disziplinen, keinen höheren Akademisierungsgrad, keine Angebote in der Fläche usw. gegeben.
Jörg B. (Dienstag, 22 April 2025 16:25)
Gut ein Jahr später entpuppt sich m.E. das Buch als das, was es damals schon beim Lesen zu werden versprach: Ein Flopp!Es hat weder eine nennenswerte Diskussion ausgelöst, noch Hochschulen motiviert, in dieser Logik zu denken. Wie im Podcast schon angesprochen, ist es für bestehende Hochschulen angesichts ihre diversen internenen Interessen und Akteure schlichtweg utopisch, EIN Profil zu etablieren. Zudem sind die vielfältigen Erwartungen und Bedarfe, die Hochschulen zu bedienen haben, nicht mit einem Schwerpunkt-Profil zu bedienen. Und die Diagnose, dass Hochschulen, um Relevanz und Existenzberechtigung zu haben "authentisch" sein müssten, sprich: einen marktgängigen Markenkern haben müssen, ist doch mehr als zweifelhaft.
Hochschulen sind eben kein Jogurt oder Müsli, die sich auf einem Markt gegen gleichartige Konsumgüter durch eine besondere Geschmacksnote wie Maracuja oder Blutorange durchsetzen müssen - zum Glück!