Über die gesellschaftspolitischen Ziele einer Reform der Studienfinanzierung herrscht über die Parteigrenzen hinweg weitgehend Konsens: eine höhere Beteiligung an tertiärer Bildung, der systematische Abbau individueller Nachteile beim Zugang und mehr Flexibilität für individuelle Bildungsbiographien. Der Weg dahin ist aber noch ungeklärt. Zu häufig erschöpfen sich die Forderungen nach einer BAföG-Reform in pauschalen Rufen nach mehr Geld oder in kleinteiligen Änderungsvorschlägen etwa bezogen auf den Übergang vom Bachelor zum Master.
Nach Überzeugung des CHE können aber weder finanzieller Aufwuchs ohne strukturelle Änderungen noch Detailanpassungen ohne grundlegende Neuausrichtung zentrale Probleme des deutschen Studienfinanzierungssystems lösen:
– Das System der Studienfinanzierung ist zersplittert und nicht abgestimmt. Unterschiedliche staatliche Instrumente (BAföG, KfW-Studienkredit, Abschlussdarlehen des Bundesverwaltungsamtes, Deutschlandstipendium, Begabtenförderwerke, Beitragsdarlehen der Länder) stehen unverbunden nebeneinander, sind schwer durchschaubar und ineffizient.
– Die Studienfinanzierung fokussiert sich auf einen Typus klassischer „Norm-Studierender“, der die heutige Vielfalt studentischer Lebensumstände nicht abbildet und nicht auf lebenslanges Lernen ausgerichtet ist.
– Auch in Zeiten steigender Bildungsbeteiligung setzt das vorhandene zersplitterte System zu wenige Anreize zur Studienaufnahme für Studienberechtigte mit bildungsfernerem Hintergrund.Individuelle Studienkosten, Bausteine individueller Studienfinanzierung werden in einer Bestandsaufnahme untersucht. Anschließend werden Probleme und Herausforderungen systematisch in den Blick genommen, etwa mangelnde Transparenz und Kalkulierbarkeit, mangelnde Realisierung von Chancengerechtigkeit, mangelnde Flexibilität angesichts studentischer Diversität. Abschließend werden Lösungsvorschläge unterbreitet, , die sich nicht auf die Forderung nach „mehr Geld“ beschränken.Das CHE hat Eckpunkte einer in sich konsistenten Bundesstudienförderung entwickelt. Das Modell ist einfacher zu erklären, erlaubt verschiedene Akzentsetzungen (Stipendium vs. Kredit) und ist individueller gestaltbar.Vorgeschlagen wird ein zukunftsfähiges System staatlicher Studienfinanzierung („Bundesstudienförderung“), das umfassend, transparent und flexibel gestaltet ist. Die Bundesstudienförderung sollte die Stärken der bisher separaten Instrumente beibehalten, aber ihre verwirrende Vielfalt beenden. Die einzelnen Elemente sollten einander komplementär und flexibel ergänzen. So können unter einem Dach unterschiedliche Zielsetzungen parallel bedient werden.
Projektsteckbrief
- Titel: Bundesstudienförderung
- Projektbeginn: 01.05.2013
- Projektleitung: Ulrich Müller
- Projektmitarbeiter: Thimo von Stuckrad