Zielsetzung des Projektes ist eine Versachlichung der Diskussion über Studiengebühren: Abstrakte Argumente wie „Studiengebühren können die Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen beheben“ sollen mit realen Finanzdaten untermauert bzw. widerlegt werden. Es sollen beispielhaft Daten und Fakten erarbeitet werden, die fundierte Argumente für die politischen Debatten und Entscheidungsprozesse ermöglichen. Die finanziellen Effekte einer hypothetischen Einführung von Studiengebühren werden beispielhaft anhand von zwei Hochschulen (FH Osnabrück; Uni Hannover) berechnet.
Drei Aspekte stehen im Mittelpunkt:
1. eine verlässliche Kalkulation tatsächlich zu erzielender Erträge verschiedener Gebührenmodelle
2. eine Illustratration, welche Verbesserung in der Lehre damit realisierbar wäre
3. eine Berechnung der Implikationen von Systemen zur Sicherung der Sozialverträglichkeit.Die Berechnungen zeigen, dass Studiengebühren einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lehre leisten können.
Nach den Berechnungen des CHE könnte die Universität Hannover mittels fachspezifischer Gebühren rund 17,4 Millionen Euro pro Jahr an zusätzlichen Nettoeinnahmen erzielen. Diese Summe entspräche 13 Prozent des Gesamtbudgets. Die Gebühren würden dabei je nach Fächergruppe zwischen 1.000 und 1.200 Euro pro Jahr liegen, da zum Beispiel die Ausbildung von Ingenieuren mehr kostet als die von Wirtschaftswissenschaftlern. Die Fachhochschule Osnabrück würde über 3,7 Millionen Euro und damit 22 Prozent ihres Haushalts zusätzlich für die Lehre ausgeben können.
Selbst bei fächerunabhängigen pauschalen Gebühren von 1.000 Euro pro Jahr und Freistellung aller BAföG-Empfänger von der Gebührenzahlung ergäben sich nach Abzug von 3 Prozent Verwaltungskosten und 10 Prozent Rücklage für Darlehensausfall für die Universität Hannover immerhin rund 14,4 Millionen Euro, für die Fachhochschule Osnabrück 3 Millionen Euro.
Die mit Studiengebühren verbundenen Zielsetzungen hohe Einnahmen und soziale Absicherung müssen keine Gegensätze sein. Zwar zeigen die Modellrechnungen, dass z.B. die Befreiung von BAföG-Empfängern und die Etablierung eines Darlehenssystems die für die Lehre verfügbaren Einnahmen senken; wenn allerdings dadurch ein Rückgang der Studierendenzahlen aufgrund von Abschreckungseffekten minimiert wird, würden diese finanziellen Einbußen wieder zu einem wesentlichen Teil aufgewogen.
Finanzielle Effekte von Studiengebühren. Modellrechnungen am Beispiel der Universität Hannover und der Fachhochschule Osnabrück 307.42 KB 30730 Downloads
CHE-AP58: Autoren: Müller, Ulrich; Tiemeyer, Ralf; Ziegele, Frank: Finanzielle Effekte...Projektsteckbrief
- Titel: Modellrechnungen Studiengebühren Niedersachsen
- Projektpartner: MWK Hannover
- Projektbeginn: 01.02.2003
- Projektende: 30.08.2004
- Projektleitung: Ulrich Müller
- Projektmitarbeiter: Frank Ziegele